Wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende auch

Übersicht

Einstimmung

Der aktuelle Zustand und wie es dazu kam

– Aufklärung und industrielle Revolution

– Egoismus und Gemeinwohl

– Angst

– Wut

Was uns verbindet

– Mitgefühl

– Mutmachende Initiativen

– Demut

– Heiterkeit und Humor

– Meditation

Abschluss

Mitgefühl ist nicht wählerisch. Wer seine Hilfsbereitschaft nur auf ihm angenehme Menschen oder Gruppen beschränkt, drückt keine sehr entwickelte Form des Mitgefühls aus. Das unnötige Leiden von Menschen und Tieren ist ein hinreichender Beweis dafür, dass es unserer Zivilisation an echtem Mitgefühl mangelt. Das liegt wohl auch an unserer Wettbewerbsgesellschaft, die bei vielen Menschen das Gefühl hervorruft, in einem Haifischbecken zu leben, in dem man sich Mitgefühl nicht leisten kann – auch kein Mitgefühl für sich selbst. Menschen die Anteile ihrer selbst ablehnen und verurteilen, richten auch schnell über andere. Jede/r hat Schwächen und Unzulänglichkeiten. Es hilft, sich daran zu erinnern, dass wir diese Eigenschaften mit allen anderen Bewohnern dieses Planeten teilen. Die Königsdisziplin im Taiji ist die Übertragung von Prinzipien wie Nachgeben, Sanftheit, Einfühlungsvermögen bei gleichzeitig innerer Stärke in den Alltag. Dass wir dabei auch immer wieder scheitern, gehört zum Menschsein dazu. Wir dürfen es mit wohlwollender Gelassenheit hinnehmen.

Wir haben gewisse Vorstellungen von einer Führungspersönlichkeit, sei es in der Wirtschaft, der Politik und selbst im Taiji. Sie müssen stark sein, alles können, keine Fehler machen. Donald Trump reckt unmittelbar nach dem Attentat auf ihn die Faust in die Luft. Wir glorifizieren gerne. Taiji‘ler wollen am liebsten Schüler eines bekannten Meisters sein, am besten eines Großmeisters, der idealerweise auch ein daoistischer Weiser ist. Ich finde es ist ein Zeichen von Stärke, wenn man zugibt, dass man selber auch Ängste und Zweifel, Sorgen und schwache Augenblicke kennt. Bei manchen Freiberuflern fällt mir auf, wie sehr sie von sich und ihrer Arbeit, überzeugt sind. Mag sein, dass von vornherein nur sehr selbstbewusste Menschen in freien Berufen arbeiten oder dass sie nur erfolgreich sein können, wenn sie keinerlei Zweifel an dem haben, was sie tun. Großes Zutrauen in die eigenen Fähigkeiten setzt sicher viele Kräfte frei. Außenstehenden kommen solche Menschen vielleicht überheblich vor und sicherlich überschätzt sich der eine oder die andere auch, aber zuviel Selbstzweifel und Zögerlichkeit dienen der eigenen Entwicklung nicht. Andererseits glaube ich, dass unsere Säulenheiligen oft unter Stress leiden. Freude kommt nicht bei Trennung und Isolation auf, sondern durch die Verbindung mit anderen.